30. Oktober 2015 - Sportmoderator Michael Antwerpes - Sport und Medien  

Foto: Thomas Schlegel

Um es gleich auf den Punkt zu bringen: Antwerpes begeistert seine Zuhörer im voll besetzten Weilermer Gemeindehaus restlos. Er beeindruckt durch seinen humorvollen, witzigen, gleichzeitig aber auch informativen, sehr abwechslungsreichen und in höchstem Maße professionellen Vortrag. Ein Profi auf ganzer Linie, der einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

 

Normalerweise moderiert er an, diesmal ist er derjenige, der seinen Zuhörern etwas zu erzählen hat. Er freut sich, in Weiler zu sein, wie er sagt – in einer Runde, in der Männer unter sich sein dürfen, um gleich darauf einen sympathischen Seitenhieb auf die Damenwelt zu geben.

 

Seine Vergangenheit ist durchaus sportlich: er spielte Fußball und brachte es bis in die Handball-Jugend-Nationalmannschaft. Nach dem Abitur in Dülken wollte er eigentlich Medizin studieren. Seine Noten ließen das nicht zu, und so – er konnte stets gute Aufsätze schreiben - kam er zum Studium der Publizistik, Anglistik und Politikwissenschaften. Bereits in dieser Zeit absolvierte er diverse Praktika, u.a. bei der Westdeutschen Zeitung. Seine Fernsehkarriere führte ihn im Rahmen eines Volontariats u.a. über den im April 2015 verstorbenen Klaus Bednarz und Rudi Carrell. Das ZDF-Morgenmagazin und die ZDF-Sportreportage waren ebenfalls Stationen auf seiner Laufbahn. Er roch Lunte – das wollte er dauerhaft machen. Von 1998 bis 2012 war er Sportchef beim neugeschaffenen SWR. Bei den olympischen Sommer- und Winterspielen sowie den Fußballweltmeisterschaften war er von Anfang an dabei: 1994 Lillehammer mit seinen olympischen Winterspielen, seine schönsten Spiele, wie er sagt, bei denen er die damaligen Olympiasieger Jäkle, Duffner, Thoma und Weißflog interviewen „durfte“. Er brennt bis heute, wie er sagt. Dann im selben Jahr die Fußball-WM in Dallas. Es folgt Atlanta, Nagano, Sydney, dann 2002 die Winterspiele in den USA und die Fußball-WM in Japan und Südkorea – das Italien Asiens, Athen, Turin, Peking, Vancouver, London (sein persönlicher Höhepunkt war Beachvolleyball) und Sotschi. Er bereiste die ganze Welt. Bereits 2016 warten in Rio de Janeiro die olympischen Sommerspiele auf ihn.

 

Foto: Thomas Schlegel

Seit 2003 beackert er auch das Feld des Biathlon, eine beim Fernsehpublikum mittlerweile sehr beliebte Sportart, die regelmäßig 6-8 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme lockt.

 

Er verliert auch kritische Worte. So bezeichnet er z.B. die mangelnde Nachhaltigkeit der im Rahmen der Fußball-WM in Brasilien gebauten Stadien, wie z.B. in Manaus, als sehr fragwürdig. Ein pompöses Stadion in einer Gegend, in der es nicht einmal Zweitligavereine gibt. Und doch ist Sport ein Quotenbringer in der immer härter werdenden Fernsehwelt.

 

Ab 2018 überträgt Eurosport die olympischen Spiele. Wie wird es dann mit den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten weiter gehen, wenn ein wichtiges Zugpferd fehlen wird? Diese Frage stellt er offen in den Raum. Und doch seien die Öffentlich-Rechtlichen wichtig. Sie bilden eine kritische Distanz, die nötig sei, um sich abzugrenzen. Wie wird es mit den Übertragungsrechten des Fußballs weitergehen, die 2016 neu vergeben werden? Gehen sie ins Bezahlfernsehen über? Wie z.B. in England, wo Fußball nur noch im Pay-TV oder im Internet verfolgt werden kann. Geld ist Macht, es bestimmt das Handeln der Fußballvereine. Sie leben von Sponsoren und TV-Geldern. Die Menge der Zuschauer in den Stadien und das dort verdiente Geld sind zweitrangig. Spieler entscheiden sich für das Geld, für Vereine, die es sich leisten können. Kritisch merkt er an, dass sich ein Mannschaftsgeist in einer künstlich zusammengewürfelten Mannschaft so nicht entwickeln könne.

 

Quote ist nicht immer Qualität. Fußballübertragungen entwickeln sich zu Marathonveranstaltungen, in denen das Drumherum viel wichtiger zu sein scheint, als das Spiel selber. Will man das wirklich sehen?

 

Die Fernsehlandschaft verändert sich. Die Highlights vergangener Jahre, Kulenkampff, Thoelke, und wie sie alle hießen, sind vorbei. Die Zuschauer versammeln sich nicht mehr zum Zeitpunkt einer Übertragung vor dem Fernsehgerät. Heute wird in Mediatheken geschaut, zu einem Zeitpunkt, den man selbst bestimmt. Nicht zuletzt diese Tatsache ist dafür verantwortlich, dass z.B. die Quote der ARD durchschnittlich unter 12% liegt. Und der Sport ist dabei wichtig, denn nur er sorgt mit seinen Sehanteilen von bis zu 20% für die Durchschnittsquote. Das Durchschnittsalter der Zuschauer bei z.B. „Sport im Dritten“ liegt bei 65 Jahren. Was wird in 20 Jahren sein? Die Lage kann man als durchaus bedrohlich bezeichnen.

 

Neben dem Sport moderiert er auch nunmehr seit 13 Jahren die sehr erfolgreiche Sendung „Sag die Wahrheit“, deren Quote mit 13% doppelt so hoch ist, wie die Durchschnittsquote. Sie läuft jeden Montagabend um 22 Uhr im SWR-Fernsehen.

Ein kurzweiliger und höchst unterhaltsamer Abend geht zu Ende. Bereitwillig und sympathisch geht er noch auf Fragen ein, die Zuschauer an ihn richten.

 

24. April 2015 - Michael Stahl - Security & More 

Michael Stahl stellt die Vater-Sohn-Beziehung in den Mittelpunkt seines Vortrags. Er spricht darüber, dass er ein bewegtes Leben hinter sich hat, das in großen Teilen von Gewalt, Entwürdigung und Verletzungen geprägt war. Er geht in Gemeinden, Gefängnisse, Tageskrippen und besucht auch Jugendbanden. Er beschreibt, dass Männer scheinbar ohne Gefühle leben und sich lieber damit beschäftigen, sich Siedlungen im Internet zu bauen. Der deutsche Durchschnittsvater verbringt gerade einmal 3 Minuten pro Tag damit, sich der Kind-Vater-Beziehung zu widmen. Und das sei fatal, so Stahl.

 

Er hat diese Erfahrung persönlich gemacht, als er über Jahre hinweg von seinem Vater erniedrigt und gedemütigt wurde, keine Liebe erfahren hat und es doch geschafft hat, seinem Vater drei Jahre vor seinem Tod die vier Worte „Ich hab Dich lieb“ zu sagen. Das gegenseitige Verhältnis hat sich daraufhin zum Positiven gewandelt.

 

Stahl beschreibt, wie wichtig auch die Vater-Tochter-Beziehung ist. Der Vater ist der erste Mann und Held im Leben jeder Tochter. Man vergibt sich nichts, Gefühle offen auszusprechen. „Sprecht offen Euren Kindern gegenüber aus,  dass ihr sie lieb habt und stolz auf sie seid“, so Stahl. Stattdessen stellt er oft fest, dass sich Männer eher als Ewigsuchende in andere Welten flüchten. Sterbende, so Stahl, ziehen kurz vor ihrem Lebensende oftmals die persönliche Bilanz, das zu bereuen, was sie nie getan haben. Sie sehnen sich nach Versöhnung und Liebe. Im Leben hat man jeden Tag die Chance dazu.

 

Stahl hat Dinge in seinem Leben getan, für die er sich heute schämt. Und deshalb braucht er Christus. Sein Vater war kalt, Stahl auch. „Mit dem Vater ein Baumhaus bauen, fischen gehen, am Lagerfeuer sitzen, einen Stock schnitzen“ sind Dinge, die ein Kind braucht, sonst nichts. Unerfüllte Sehnsüchte machen Menschen krank. Viele haben eine tiefe Vater-/Mutterwunde. So erzählt Stahl von seinem Freund, der über Jahre seinen Vater gemieden hat und dann doch eines Tages zu ihm ging, um Frieden zu schließen. Am selben Tag starb der kranke Vater beim gemeinsamen Beten.

 

Aus seinen Jahren der Beziehung zu seinem Vater, der ihn getreten hat, gesoffen hat, wie er selber deutlich sagt, hat er am eigenen Leib gespürt, wie verletzend Worte sein können – Worte wie „Du kannst nichts“ und „Du bist nichts“. Auch Worte, die man nicht sagt, haben große Macht. Sein Vater spuckte ihm ins Gesicht, als er einmal seinen Geburtstagswunsch äußerte, eine Kindheit voller Erniedrigungen, aber dennoch, so Stahl, war seine Kindheit OK.
Eines Tages will er sich mit seinem Vater versöhnen und hat seine Frage, weshalb er zu ihm käme, beantwortet mit „Weil ich Dich lieb habe, so wie Du bist“. Nie hat er den Schmerz des Vaters gesehen, immer nur den eigenen. „Vergib Dir selber und allen, die Dir weh getan haben“, „Bittet um Vergebung, wenn Ihr anderen Böses angetan habt“, „Gott möchte Euer Freud sein“, so Stahl. 

 

Ein emotionaler Vortrag geht zu Ende. Viele sind betroffen und suchen anschließend das Gespräch und nehmen die Botschaft mit auf den Weg, den Versuch zu unternehmen, verloren gegangene Beziehungen wieder aufzunehmen.
Damit hat Stahl seinen Anspruch erreicht, nämlich dass sich seine Anreise gelohnt hat, wenn er nur einen einzigen Zuhörer erreicht und berührt hat. 

 

Weitere Infos zu Michael Stahl findet Ihr auch auf seiner >>>Homepage<<<. 

 

 

 


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